Das Interdisziplinäre Gefäßzentrum Mannheim (IGZ) ist eine von allen drei Fachgesellschaften – der Deutschen Gesellschaft für Angiologie, der Deutschen Röntgengesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie – offiziell zertifizierte Einrichtung. Es widmet sich der Versorgung von Gefäßpatienten aller Art im interdisziplinären Team auf höchstem universitärem Niveau. Das IGZ bewältigt ein hohes Patientenaufkommen und zeichnet sich durch die gemeinschaftliche Besprechung in einer zentralen Einheit – der Gefäßambulanz – und das Vorhalten aller diagnostischen, rekanalisierenden, verschließenden und endoprothetischen Verfahren aus.
Herr Dr. med. Klaus Amendt verfügt als Leiter des Interdisziplinären Gefäßzentrums (IGZ) über eine überregional akzeptierte Expertise und rund 30 Jahre Erfahrung in der Therapie von Gefäßerkrankungen. Er hat die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunktbezeichnungen Kardiologie und Angiologie sowie die Zusatzbezeichnung Phlebologie. Herr Prof. Dr. med. Steffen Diehl, kommissarischer Sprecher des Universitären Gefäßzentrums (UGZ), stellvertretender Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, leitet die Sektion Interventionelle Radiologie und wurde mehrfach von relevanten Fachgesellschaften wie der DeGIR (Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive Therapie) und CIRSE (Cardiovascular and Interventional Radiological Society of Europe) zertifiziert.
Die Leitung der Sektion Gefäßchirurgie liegt bei Herrn PD Dr. med. Kay Schwenke, der mit seinem Team alle offenen und endovaskulären gefäßchirurgischen Therapieverfahren anbieten kann und auch für die Transplantationschirurgie verantwortlich zeichnet.
Die stellvertretende Leitung des IGZ hat der leitende Oberarzt Herr Prof. Martin Sigl.

Was ist die besondere Stärke dieses zertifizierten Zentrums an der Universitätsmedizin Mannheim?
A: Die besondere Stärke ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ständiger Präsenz von Chirurgen, Radiologen und Angiologen, an zwei Tagen pro Woche auch von Dermatologen. Dadurch sind wir in der Lage, jede Erkrankung der Gefäße ohne Ausnahme und unabhängig von der Altersgruppe korrekt mittels invasiver und nicht invasiver Methodik zu diagnostizieren. Gleiches gilt für die Therapien im Anschluss an die Diagnosestellung. Besonders herausragend ist die geringe Wartezeit, je nach Dringlichkeit auch eine sofortige Abklärung und Behandlung der Gefäßpathologie. Wir befassen uns nicht nur mit wissenschaftlicher Entwicklung, der Formulierung von Fragestellungen und Implementierung wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern beschäftigen uns mit der Versorgungsrealität und damit vor allem der Unterversorgung im Bereich der Gefäßmedizin der Metropolregion Rhein-Neckar und Mannheim. Die Versorgung wird derzeit maßgeblich durch wirtschaftliche Aspekte beeinflusst, hierbei werden Wissenschaft und Patientenrealität häufig nicht ausreichend gewürdigt. Das IGZ vereint die ökonomischen, wissenschaftlichen und menschlichen Aspekte flächendeckend in einem Zentrum.
Welche Patienten profitieren im Besonderen von diesem großen Spektrum der interdisziplinären Diagnostik und Therapie?
D: Praktisch alle vaskulär bedingten Erkrankungen können im IGZ behandelt werden, einen großen Anteil machen die Schaufensterkrankheit (pAVK – periphere arterielle Verschlusskrankheit) und Erkrankungen der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) aus. Diese Patienten können auch in der Notfallsituation sofort behandelt werden, wichtig in diesem Zusammenhang ist die enge Anbindung an die Notfallzentren der UMM. Darüber hinaus werden die entzündlichen Gefäßerkrankungen mit entsprechender klinischer Expertise und Erfahrung versorgt. Alle diagnostischen Möglichkeiten, insbesondere auch PET-CT, sind ad hoc vor Ort verfügbar. Die Kombination aus interdisziplinärer Zusammenarbeit, verfügbarer Infrastruktur und Ressourcen sind ein Alleinstellungsmerkmal unseres Zentrums.
S: Durch die großzügige Spende einer lokalen Stiftung konnte ein besonderer Leuchtturm der interdisziplinären Zusammenarbeit im IGZ räumlich geschaffen werden. Was zeichnet die räumliche Infrastruktur und die Methoden dieses Zentrums aus?
A: Durch den Aufbau mit mehreren dem IGZ zur Verfügung stehenden und speziell auf die jeweiligen Schritte im Diagnose- und Behandlungsprozess zugeschnittenen Räumlichkeiten haben wir alle erforderlichen Ressourcen gebündelt. Wir verfügen über einen eigenen OP, zwei Wundmanagementräume, Räume zur nicht invasiven Diagnostik, in denen MFAs u. a. Sauerstoffpartialdruck und Oszillation messen können, sowie exzellente Ultraschallgeräte, mit denen wir in vier Räumen parallel untersuchen können. Hochmoderne High-End-Geräte für Ultraschalldiagnostik erlauben es uns, noninvasiv die Diagnose bei Standarderkrankungen wie Arteriosklerose, aber auch bei Vaskulitiden bzw. bei rheumatischen Gefäßerkrankungen zu stellen. Ergänzend verfügen wir über die CT, MRT und PET-CT innerhalb eines Hauses. Wir verfolgen im IGZ das Konzept des One-Stop-Shop, d. h. der Patient erhält alle Möglichkeiten der Diagnostik an einem Tag und geht mit einer definierten Diagnose, einer Therapieempfehlung und gegebenenfalls einem stationären Aufnahmetermin nach Hause. Im Niedergelassenen-Setting können mehrere Wochen bis Monate vergehen, bevor der Patient einer Therapie zugeführt werden kann. Hier unterscheiden wir uns als Organmediziner im universitären Zentrum von den in der Peripherie vorhandenen Strukturen.
S: Das IGZ ist unter dem Dach des sogenannten UGZ (Universitäres Gefäßzentrum Mannheim) aktiv. Hier sind andere wichtige Zentren wie beispielsweise das Dermatologische Wundzentrum, das Schmerzzentrum, das Neurovaskuläre Zentrum und das Zentrum für Gefäßanomalien (IZGA) unter der Leitung von Frau Prof. Dr. med. Maliha Sadick integriert. Welche besonderen Schnittstellen bestehen in der klinischen Versorgung komplexer Patienten durch den Schirm des UGM?
D: Zum einen ist es ein wissenschaftlicher Aspekt, der hier zum Tragen kommt. Durch die enge Verbindung aller Abteilungen der UMM, die sich mit Gefäßmedizin beschäftigen, bestehen kurze Wege und eine direkte Kommunikation. Hierdurch werden wissenschaftliche Projekte vorangetrieben, aber auch von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Zum anderen werden durch die Einbindung der zuvor genannten Zentren auch seltene Erkrankungen berücksichtigt, die in weniger spezialisierten Einrichtungen oft nicht adäquat diagnostiziert und therapiert werden können. Ein Beispiel hierfür sind entzündliche Gefäßerkrankungen wie Vaskulitiden oder auch die Gefäßmalformationen, auf die sich das IZGA (Interdisziplinäres Zentrum für Gefäßanomalien) spezialisiert hat. Durch die Häufung dieser seltenen Entitäten ergeben sich neue wissenschaftliche Fragestellungen, die in gemeinsamen Projekten münden.
Welche Chancen gibt es durch die Leuchtturmwirkung der Zentren der UMM und die Kooperation mit umgebenden Krankenhäusern und niedergelassenen Einrichtungen?
D: Über das Universitäre Gefäßzentrum (UGZ) findet die Verlinkung hin zu den wissenschaftlichen Einrichtungen statt. Hier ist in erster Linie das ECAS (European Center for Angioscience) als Forschungszentrum der Medizinischen Fakultät Mannheim zu nennen. Über interdisziplinäre, wissenschaftliche, klinisch basierte Projekte erfolgt dann die Translation von den im ECAS gewonnenen Erkenntnissen in die Klinik. Der geplante Lehrstuhl für Angiologie und Diabetologie und die VI. Medizinische Klinik für Angiologie werden zukünftig das Bindeglied zwischen Klinik und Wissenschaft sowohl regional als auch bundesweit darstellen.






